Aus der Textpassage geht hervor, dass die Afro-amerikanische Minderheit in den USA den Alienbegriff positiv belegen wollte. Die Zulu Nation ist gebannt von der Ufology; Afrika Bambaataa, George Clinton und Bootsy Collins wollen UFOs gesehen haben und sprechen in ihren Liedern von der Mothership-Connection — ein Sinnbild sowohl für die Verschleppung aus Afrika als auch die Referenz auf die musikalischen Wurzeln des Funk. Dass die guten Außerirdischen die Auserwählten eines Tages aus der Welt befreien sollten zeigt die Parallele zur Jesusfigur. Weil die Black Community sich selbst als Alien in der Gesellschaft sah, bedeutete die Umdeutung des Alienbegriffs eigentlich eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Image, Selbstbild.

In der Installation ist das Alien das eigene Spiegelbild. Die Reaktion auf dieses Alien steht im Mittelpunkt. Die Besucher werden aufgefordert, einzeln durch die Installation zu gehen. Durch einen Tonintervall von 30 Sekunden wird der Rhythmus vorgegeben, in dem jeweils zum nächsten Raum weitergegangen werden soll.

Im Raum I wird der Besucher mit seinem Spiegelbild konfrontiert. Das echte Spiegelbild ist spontan manipulierbar, es besteht eine simultane Rückkopplung zwischen Besucher nicht mehr manipulierbar, die Rückkopplung nicht mehr gegeben. Das Bild ist weder Dokumentation — also Vergangenheit, weil noch zu aktuell — noch gleichzeitig (gegen- wärtig). Es befindet sich in einer seltsam unwirklichen Zwischenzeit. Im dritten Raum wird erneut die Simultanität hergestellt — durch die parallele Präsentation der Bilder wird erneut die Simultanität hergestellt — durch die parallele Präsentation der Bilder und Wirkung, Aktion und Reaktion aufgehoben. Diejenigen, die die ersten beiden Räume schon durchlaufen haben, können hier die Aufnahmen beider Kameras betrachten. Es findet ein Screening der Installation statt, welches zugleich Teil dieser ist. Der Besucher, welcher von Raum II in Raum III tritt, erfährt in diesem Moment die Verwandlung seiner Rolle vom Alien zum Teil der Gemeinschaft, die durch die Mimik des nächsten Aliens (Besuchers) unterhalten wird.

Max Neupert, 5.5.2002.

weiter zu den Aufnahmen von der Installation am Montag, den 4. Februar 2002...

 

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